Gefahrstoffmanagement: Umgang mit Gefahrstoffen im Betrieb
Heute gibt es viele Industrieunternehmen und Handwerksbetriebe, in denen Mitarbeiter tagtäglich mit gefährlichen Substanzen in Berührung kommen. Um die nötige Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten, sind Dienstgeber dazu verpflichtet, ein sinnvolles Gefahrstoffmanagement zu implementieren. Damit sind alle Maßnahmen gemeint, die Arbeitsunfälle im Umgang mit Gefahrstoffen verhindern. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über die wichtigsten Bausteine eines erfolgreichen Gefahrstoffmanagements.
Inhaltsverzeichnis
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Was sind Gefahrstoffe?
Gefahrstoffe sind Substanzen mit gefährlichen Eigenschaften, die für Mensch und Umwelt auf vielfältige Art und Weise bedrohlich sein können. Darunter fallen nicht nur Chemikalien, die in Laboren zum Einsatz kommen. Auch Substanzen, die in Handwerksbetrieben und Werkstätten zur Gefahr werden können (z. B. Dieselmotoremissionen, Schweißrauche oder Holzstaub), gehören dazu. Gefahrstoffe sind u. a.:
Damit Mitarbeiter die jeweiligen gesundheitsgefährdenden Eigenschaften eines Gefahrstoffs genauestens kennen, müssen alle gefährlichen Substanzen mit entsprechenden Gefahrensymbolen – nach den Vorgaben der CLP-Verordnung – gekennzeichnet sein. So wissen Arbeitnehmer, mit welchen Gefährlichkeitsmerkmalen zu rechnen ist und welche Schutzmaßnahmen beim Hantieren mit dem ausgewählten Gefahrstoff getroffen werden müssen.
Nachfolgend finden Sie Beispiele von Gefahrstoffen mit den wichtigsten Symbolen, die Dienstgeber und -nehmer kennen sollten:
Gefahrensymbole | Bedeutung |
Alle entzündbaren Stoffe sind mit diesem Symbol gekennzeichnet (z. B. Wasserstoff). | |
Alle giftigen Substanzen, die zu Vergiftungen führen, weisen dieses Symbol auf (z. B. Methanol). | |
Alle reizenden Stoffe sind mit diesem Symbol versehen (z. B. Natriumcarbonat). |
Warum Gefahrstoffmanagement?
Beim regelmäßigen Hantieren mit Gefahrstoffen sind Arbeitnehmer einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Ohne geeignete Schutzmaßnahmen kann der Kontakt mit gefährlichen Substanzen zu schwerwiegenden Arbeitsunfällen und akuten bis chronischen Berufskrankheiten führen. Durch die Einführung eines sinnvollen Gefahrstoffmanagements werden Maßnahmen innerhalb eines Unternehmens, eines Handwerkbetriebs oder einer Werkstätte festgelegt, um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu garantieren.
Das übergeordnete Ziel bei der Umsetzung des Gefahrstoffmanagements ist also der richtige Umgang mit Gefahrstoffen im Betrieb. So können Unfälle und Umweltbelastungen wesentlich verringert bzw. vollends vermieden werden. Ein erfolgreiches Gefahrstoffmanagement ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für ein sicheres Arbeiten mit gefährlichen und gesundheitsschädlichen Substanzen.
Betriebliches Gefahrstoffmanagement – Bausteine
Um ein sinnvolles Gefahrstoffmanagement erfolgreich am Arbeitsplatz zu implementieren, ist die Umsetzung einiger wichtiger Bausteine erforderlich. Dazu zählen z. B. die Erstellung einer ausführlichen Gefahrstoffliste, die Bereitstellung einer geeigneten Schutzausrüstung und die Durchführung regelmäßiger Mitarbeiterschulungen. Die folgenden Elemente zählen zu den wesentlichen Bestandteilen eines zielführenden Gefahrstoffmanagements:
Gefahrstoffkataster
Arbeitgeber und -nehmer sollten über alle Gefahrstoffe, die im Betrieb zum Einsatz kommen, Bescheid wissen und nicht den Überblick verlieren. Dazu ist ein ausführliches Gefahrstoffkataster bzw. Gefahrstoffverzeichnis erforderlich – eine Auflistung aller gesundheits- und umweltbelastenden Substanzen, die im Betrieb Verwendung finden. Laut § 12 der deutschen Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) sind die nachfolgenden Informationen im Gefahrstoffkataster verpflichtend:
- Bezeichnung des Gefahrstoffs (im Sicherheitsdatenblatt zu finden)
- Angaben zu den Gefährlichkeitsmerkmalen
- Einsatzbereiche des Gefahrstoffs
- Im Betrieb verwendete Mengen des Gefahrstoffs
Eine Gefahrstoffliste gibt nicht nur einen Überblick über alle verwendeten gefährlichen Stoffe im Betrieb, sondern stattet Dienstgeber auch mit einem hervorragenden Entscheidungsinstrument aus. Auf Grundlage des Gefahrstoffkatasters können Betriebe z. B. entscheiden, ob eine weitere Verwendung bestimmter Gefahrstoffe sinnvoll ist.
Gefährdungsbeurteilung für Gefahrstoffe
Auch die Gefährdungsbeurteilung der jeweiligen Gefahrstoffe, die im Betrieb zum Einsatz kommen, ist ein wesentlicher Bestandteil des Gefahrstoffmanagements. Hier geht es darum, dass Arbeitgeber alle zentralen Gefährdungen ausfindig machen, denen ihre Mitarbeiter beim Hantieren mit gefährlichen Substanzen ausgesetzt sind. Anhand dieser Beurteilung kann der Dienstgeber nötige Schutzmaßnahmen treffen, um höchste Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten.
Beachten Sie: Erst sobald die Gefährdungsbeurteilung erfolgreich abgeschlossen ist, darf eine Tätigkeit mit gefährlichen Stoffen aufgenommen und durchgeführt werden. |
Laut der Gefahrstoffverordnung sind Industrieunternehmen, Handwerksbetriebe und Werkstätten außerdem dazu verpflichtet, mögliche ungefährliche Alternativen für gesundheits- und umweltschädliche Substanzen in Erwägung zu ziehen – nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern auch für mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz und im Zeichen der Umwelt.
Sicherheitsdatenblätter für Gefahrstoffmanagement
Sicherheitsdatenblätter (SDB) enthalten wichtige Informationen über jegliche Gefahrstoffe, die im Betrieb zum Einsatz kommen. Sie können zur Erstellung des Gefahrstoffkatasters hinzugezogen werden, denn sie geben Auskunft über die jeweilige gefährliche Substanz. So findet man im Sicherheitsdatenblatt Hinweise auf:
- Kennzeichnung des Gefahrstoffs
- mögliche Gefahren
- richtige Handhabung
- korrekte Entsorgung
- geeignete Lagerung
- sichere Transportmöglichkeiten
Laut § 14 der Gefahrstoffverordnung müssen Arbeitgeber sicherstellen, dass alle Dienstnehmer jederzeit Zugriff auf die Sicherheitsdatenblätter aller Gefahrstoffe im Betrieb haben. So sind die Beschäftigten immer gut auf den richtigen Umgang mit den jeweiligen gesundheits- und umweltschädlichen Substanzen vorbereitet.
Betriebsanweisung für Gefahrstoffe
Die Betriebsanweisung für gefährliche Substanzen ist ebenfalls ein Teil des professionellen Gefahrstoffmanagements. Sie enthält grundlegende Informationen über die jeweiligen Gefahrstoffe, die im Betrieb Verwendung finden. Während das Sicherheitsdatenblatt sehr ausführlich ist, besteht die Betriebsanweisung nur aus maximal 1-2 Seiten.
Darin werden lediglich jene Teile des Sicherheitsdatenblattes angeführt, die auch tatsächlich für das jeweilige Unternehmen relevant sind. In einer leicht verständlichen Betriebsanweisung sollen folgende Fragen beantwortet werden:
- Mit welchen potenziellen Gefahren ist zu rechnen?
- Welche Schutzausrüstung sollte verwendet werden?
- Was ist im Ernstfall zu tun?
- Wer kann im Notfall kontaktiert werden?
Softwareprogramme für Gefahrstoffmanagement
Eine weitere nützliche Maßnahme im Umgang mit gefährlichen Stoffen im Betrieb bilden spezielle Softwareprogramme, die Arbeitgeber bei der Organisation und Verwaltung des Gefahrstoffmanagements unterstützen. Sie sind ein praktisches Hilfsmittel, das Unternehmen in Anspruch nehmen können, um den Überblick über Gefahrstoffe zu bewahren und wichtige gesetzliche Regelungen einzuhalten.
Zudem können mit einem solchen Gefahrstoff-Manager z. B. Betriebsanweisungen erstellt und die Kennzeichnung von Gefahrstoffen vereinfacht werden. Eine Gefahrstoffmanagement-Software kommt also der Mitarbeitergesundheit und dem Umweltschutz gleichermaßen zugute – und das ohne großen organisatorischen Aufwand.
Schutzausrüstung als Teil des Gefahrstoffmanagements
Eine entscheidende Sicherheitsvorkehrung für das Hantieren mit Gefahrstoffen am Arbeitsplatz bildet eine spezielle Schutzausrüstung für jeden einzelnen Mitarbeiter. Damit sind alle Hilfsmittel gemeint, die Dienstnehmer bestmöglich vor Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten schützen. Die Grundausrüstung setzt sich normalerweise wie folgt zusammen:
- Schutzhandschuhe: Besonders beim Arbeiten mit ätzenden und reizenden Substanzen muss darauf geachtet werden, dass diese nicht auf die Haut gelangen. Passende Schutzhandschuhe verhindern, dass die Haut beschädigt wird.
- Atemschutz: Manche Gefahrstoffe sollten nicht eingeatmet werden, da sie auch über die Atemwege zu – teils lebensbedrohlichen – Vergiftungen führen können. Eine Halbmaske mit Filterelementen bildet den richtigen Atemschutz beim Arbeiten mit giftigen Substanzen.
- Schutzstiefel: Bei verschiedenen Sprüh- und Gießanwendungen von Gefahrstoffen sind entsprechende Schutzstiefel empfehlenswert.
- Schutzanzug: Um den ganzen Körper vor direktem Kontakt mit Gefahrstoffen zu schützen (z. B. beim Hantieren mit Gasen, Dämpfen oder Staub) sind spezielle Schutzanzüge erforderlich. Auch als Kälte-, Hitze- und Strahlenschutz ist ein Schutzanzug das optimale Hilfsmittel.
- Augenschutz: Als Schutz vor z. B. Holzspänen in der Holz- und Metallverarbeitung ist ein entsprechender Augenschutz, d.h. eine Schutzbrille, notwendig.
Lagerung und Entsorgung von Gefahrstoffen
Auch die richtige Lagerung und umweltgerechte Entsorgung der gefährlichen Chemikalien spielen im Gefahrstoffmanagement eine entscheidende Rolle. Schließlich müssen gefährliche Substanzen so aufbewahrt werden, dass Dienstnehmer auch dann keinem Risiko ausgesetzt sind, wenn sie gerade nicht damit arbeiten.
Es bedarf einem Gefahrstofflager, d.h. einer speziellen Aufbewahrung, die nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten schützt, sondern auch eine nachherige richtige Entsorgung – der Umwelt zuliebe – ermöglicht. Dazu braucht es zwar keinen separaten Raum, aber die gesetzlichen Bestimmungen der Gefahrstoffverordnung müssen eingehalten werden (z. B. ausreichende Belüftung, gute Beleuchtung, geeignete Temperaturen).
Für die richtige Gefahrstofflagerung kommen z. B. diese Möglichkeiten in Frage:
- Auffangwannen dienen zur richtigen Lagerung von wassergefährdenden Substanzen (z. B. wasserlösliche Kohlenwasserstoffe). So kann verhindert werden, dass die Gefahrstoffe in den Erdboden einsickern.
- Gefahrstoffregale oder -schränke ermöglichen die sichere Lagerung von Behältern, die mit verschiedenen gefährlichen Substanzen gefüllt sind.
- Gasflaschencontainer können zur Aufbewahrung von Gasflaschen, die z. B. vor übermäßigen Druckverhältnissen und Bränden geschützt werden müssen, eingesetzt werden. Die Container verhindern somit, dass sich die Gasflaschen erwärmen und explodieren.
Gefahrstoffschulung
Für den richtigen Umgang mit Gefahrstoffen müssen Arbeitnehmer genauestens darüber informiert sein, was beim Hantieren, beim Transport, bei der Lagerung und bei der Entsorgung von gefährlichen Substanzen zu beachten ist. Dienstgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Beschäftigten in einer jährlichen Gefahrstoffunterweisung über alle möglichen Gefahren und die entsprechenden Schutzmaßnahmen aufzuklären.
Auf diese Weise bleiben Dienstnehmer immer auf dem aktuellen Stand und sind bestens auf die Arbeit mit gefährlichen Substanzen im Betrieb vorbereitet. Wichtig für den Dienstgeber ist natürlich auch immer, die Beschäftigten über eventuelle kurz- oder langfristige Änderungen rechtzeitig in Kenntnis zu setzen.
Gefahrstoffmanagement – Sicherheit am Arbeitsplatz
Das Arbeiten mit Gefahrstoffen kann die Mitarbeitergesundheit und die Umwelt gefährden. Deshalb erfordert der richtige Umgang mit gefährlichen Substanzen am Arbeitsplatz geeignete Schutzmaßnahmen. Ein sinnvolles Gefahrstoffmanagement muss also in Industrieunternehmen, Handwerksbetrieben und Werkstätten, in denen gesundheits- und umweltschädliche Stoffe zum Einsatz kommen, umgesetzt werden. Die hier angeführten Bausteine des Gefahrstoffmanagements sorgen für höchste Sicherheit im Beruf.
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